Dass wir bei ENJOY YACHTING eine sehr internetaffine Firma sind, das wissen Sie: Immerhin lesen Sie gerade unseren Blog, der magazinartig jede Woche mit einem interessanten Hintergrund-Artikel aus der Boots-Branche erscheint. Wahrscheinlich kennen Sie auch unsere Social Media-Kanäle auf facebook, instagram oder Linked-in. Und natürlich nutzen wir als Bootshändler auch die einschlägigen Online-Börsen und Plattformen – denn hier ist durchaus viel „Musik“ drin …
Doch wie so oft im Leben, gibt es auch hier kein „supergut“ oder „total schlecht“, die Wahrheit ist irgendwo in der Mitte. Wir möchten Ihnen mit diesem Artikel helfen, das schier unüberschaubare Angebot von Booten und Yachten auf den Verkaufsplattformen ein wenig einzuordnen, Ihnen Tipps geben, wie Sie das für Sie beste Angebot finden können und vor allem, wie Sie sich vor den Gaunern und Betrügern schützen können.
Schneller Überblick, weltweite Recherche
Generell eignet sich das Internet hervorragend, um sich zunächst einen Überblick zu verschaffen. Die großen Online-Bootsbörsen sind eine gute Möglichkeit für Sie, um ganz generell einmal zu schauen, was Ihr Boot am Ende kosten könnte. Per Stichwortsuche – meist Marke und Typ – kann man sich alle Angebote zu einer bestimmten Yacht auflisten lassen. Des Weiteren helfen Filter, die Suchergebnisse noch besser einzugrenzen: Für Attribute wie das Baujahr, den Preis natürlich oder auch die Location des Bootes beispielsweise.
„Serien-Boote in den aktuellen Ausführungen werden zwischen 8 und 15 Jahre lang gebaut“, sagt Lars Reisberg, Segel-Experte bei ENJOY YACHTING. „Selbst wenn man also eine aktuelle Yacht sucht, kann es sich bei dem Angebot unter Umständen zwar durchaus um das aktuelle Modell handeln, aber das Boot ist vielleicht schon mehrere Jahre alt.“ Wie bei allen Dingen aus dem Internet gilt daher: Ganz genau hinschauen! „Am besten ist, wenn man vorher schon weiß, was man will – einfach so drauflos suchen führt eigentlich nur vom Hundertsten ins Tausendste“, meint Reisberg.
Welche Plattform ist die beste?
Für den deutschen Markt arbeiten wir bei ENJOY YACHTING vorranging mit den Plattformen boat24, yachtall und BestBoats24 zusammen. „Mit diesen Websites haben wir die großen deutschen Anbieter abgedeckt und wir denken, dass wir damit einen Großteil der Such-Anfragen in diesem Bereich abdecken können“, so Lars Reisberg. Für manche Produkte eignet sich zudem eBay Kleinanzeigen sehr gut: Das gilt aber nur für sehr kurzfristige Angebote, absolute Schnäppchen und auch tendenziell eher die kleinen, gebrauchten Boote. „Die große Traumyacht finden Sie auf eBay eher nicht.“
Wer seinen Suchfokus aufziehen will und sich für Angebote im europäischen Ausland interessiert, für den sind Plattformen wie Scanboat, YachtWorld oder BandOfBoats interessant. „Hier muss einem aber klar sein, dass die Locations der dort angebotenen Boote unter Umständen dazu führen, dass man einen hohen (Reise-)Aufwand bei der Besichtigung/Taxierung der Angebote betreiben muss und später eben Transportkosten bei der Überführung in das eigene Revier entstehen.“, sagt Reisberg: „Oftmals werden diese Kosten unterschätzt. So kann dann das Super-Schnäppchen schnell zur Reisekosten-Falle werden.“ Rechtliche Implikationen sind ebenfalls nicht zu unterschätzen: Wer in Deutschland kauft, kauft nach deutschem Verbraucherschutz-Recht.
Gebrauchtboot, Neuboot: Alles top?
Mithin eine der wichtigsten Aspekte: Suchen Sie ein Gebrauchtboot der wollen Sie sich eine neue Yacht kaufen? „Ganz klar: Die Bootsbörsen sind entstanden und auch ausgelegt für den Handel mit Gebrauchtbooten.“, sagt Lars Reisberg, „das Einstellen und Pflegen der Angebote ist super einfach, ähnlich wie man es von eBay her kennt. Und das machen die Börsen auch ganz gut. Bootshändler wie wir, die komplett auf den Handel mit neuen Yachten ausgerichtet sind, nutzen die Plattformen natürlich auch.“ Der Anteil von Neubooten vs. Gebrauchten schwankt von Plattform zu Plattform teilweise enorm. Carsten Rettig, Geschäftsführer von yachtall.com, verrät uns: „Aktuell, im Mai 2024, hatten wir bei uns in toto etwa 25.000 einzelne Boote online – davon sind knapp 3.500 neue Yachten von Händlern, also keine 15 Prozent Anteil an Neubooten.“
Etwas anders sieht es bei BestBoats24 aus. Frank Schüttler, Inhaber und Betreiber der Plattform sagt: „Wir sind mehr auf den Verkauf von Neubooten fokussiert und verstehen uns als Dienstleister und Partner der Händler. Aktuell haben wir bei uns etwas mehr als 10.000 Boote online. Davon sind zirka 7.500 Yachten Neuboote von gewerblichen Anbietern, etwa 1.500 Yachten sind von privaten Inserenten. Also wesentlich weniger Gebrauchtboote und mehr neue Yachten.“ Schon an diesen beiden Beispielen sehen Sie, dass es sich für Sie lohnt, nicht nur die eine Online-Börse für den Kauf eines Bootes zu nutzen, sondern Ihren Fokus etwas aufzuziehen.
Die Crux liegt in den inserierten Booten selbst. Denn auch hier gibt es gewaltige Unterschiede. Wir bei ENJOY YACHTING haben eine strikte Policy, was das Inserieren von Neubooten angeht. „Es darf nur eingestellt werden, was real existiert“, sagt Lars Reisberg. „Das klingt komisch, ist aber aus unserer Sicht leider ein Problem. Viele Händler stellen nämlich Neuboote ein, die es gar nicht gibt.“ Bei den Yachten, die wir online anbieten handelt es sich ausschließlich um Lagerboote, die wir physisch bei uns in Hannover im Yacht-Hub oder in den Partner-Marinas vor Ort haben, um Lagerboote, die im Zulauf sind, sich also in Produktion befinden, oder um echte Slots mit Lieferangabe, die ggf. noch konfigurierbar sind. „Fake-Boote inserieren wir nicht“, so Reisberg.
Frank Schüttler nennt diese Yachten „Geisterschiffe“ und sagt: „Wir trennen uns regelmäßig von diesen Geisterschiffen, denn Katalogboote ohne Konfiguration oder Lieferzeit sind Quatsch. Zudem müssen bei BestBoats24 die Inserate nach 4 Wochen manuell verlängert werden, sonst fallen diese automatisch raus.“ So stellt man sicher, dass so wenig wie möglich irreführende Inserate online sind. Komplett verhindern kann man das jedoch nicht: Es sind einfach zu viele Inserate, als dass man diese alle genau prüfen könne.
Vorsicht: Von Fake bis Betrug
Fangen wir leicht an: Woran erkennen Sie unseriöse Angebote? Carsten Rettig von yachtall sagt: „Bei uns dürfen Neuboote nur von durch uns zertifizierte und überprüfte Bootshändler eingestellt werden. Generell lassen wir nur Lagerboote, vorbestellte Lagerboote, konfigurierbare Slots, Ausstellungs- und Vorführboote zu.“, so Rettig. Aber es gibt eben leider auch immer wieder Trickser: „Auch wenn wir stetig die Angebote überwachen, automatisch und händisch, so können wir bei dieser Masse an Angeboten nicht alles kontrollieren.“
„Ein gängiger Trick ist, dass Händler gebrauchte Boote inserieren, die es entweder gar nicht gibt oder die schon längst verkauft sind“, so Carsten Rettig weiter: „Mit diesem Trick sammeln sie dann Adressen für deren Datenbanken, um die Anfragenden dann im Weiteren mit eigenen Angeboten via Newsletter der Ähnlichen anzugehen.“ Leider gibt es kaum eine Möglichkeit, die Richtigkeit eines inserierten Bootes zu überprüfen. Wir empfehlen daher immer, einfach kurz beim Inserenten anzurufen und persönlich Informationen vom anzufordern.
Richtig ärgerlich wird es bei inserierten Neubooten. Carsten Rettig hierzu: „Bei Neubooten wird leider auch immer wieder getrickst. Gängig ist dann beispielsweise, dass beim Verkaufspreis nur der Basispreis inseriert wird – dabei weiß man, dass auf eine Basis-Ausstattung realistischerweise immer 30 bis 40% draufkommen.“ Wenn dann noch „ab Werft“ inseriert und sogar die Mehrwertsteuer weggelassen wird, sieht das Angebot auf dem ersten Blick optisch wie ein Schnäppchen aus – entpuppt sich dann aber als ganz normales, frei konfigurierbares Neuboot. Eben eines, das es noch gar nicht gibt. „Basispreis ab Werft, das sind Informationen die es auch auf den Hersteller-Websites oder bei Händlern wie uns gibt“, sagt Lars Reisberg: „Wir werben mit solchen Angeboten auf den Plattformen nicht.“ Dennoch, so bekräftigt etwa Frank Schüttler, ist aus seiner Sicht die Quote eher gering: „Ich würde sagen, dass bei uns ca. 95% der Inserate wirklich echte Bestandsboote sind, die beim Händler vor Ort stehen oder sich gerade im Bau befinden.“ Leichte Entwarnung …
So schützen Sie sich vor Betrug
Die übrigen 5% sind aber dennoch weiterhin da. Wie können Sie sich also vor Tricksereien und gar Betrug online schützen? Zunächst den gesunden Menschenverstand nutzen: Angebote, die zu gut sind, um wahr zu sein, haben sicher irgendwo einen Haken. Lesen Sie genau alle Informationen durch: Echte Eigner, die ihr Schmuckstück real verkaufen, geben sich große Mühe beim Erstellen von Texten, Zubehörlisten und den Fotos. Carsten Rettig von yachtall rät: „Prüfen Sie die Identität des Verkäufers. Wenn der Inserent gut erreichbar ist und Ihnen Ihre Fragen klar und eindeutig beantwortet, ist das ein gutes Zeichen – weicht er aus, sollten die roten Lampen angehen. Und natürlich: Niemals vorweg Geld überweisen!“
Frank Schüttler kennt einige leichte bis zu den ganz harten Maschen, die man immer wieder – meist aus dem Ausland – versucht: „Manche Inserenten verwenden gerne Marken-Namen, die gar nicht zum inserierten Boot passen, um mehr Aufmerksamkeit zu generieren. Zum Beispiel wird dann da eine Moomba inseriert und es steht dort etwas wie „ähnlich Mastercraft“. Weiterhin kommt es vor, dass manch gewerblicher Anbieter, also Broker oder Händler, als Privatperson inseriert. Wahrscheinlich weil man glaubt, dass die möglichen Käufer mehr Vertrauen zu Ex-Eignern haben?“ Dass dann auch ab und zu der Hinweis „ohne VAT“ oder „unversteuert“ weggelassen wird, lässt einen Bootspreis kleiner wirken, ist aber auch Irreführung. „Richtig kriminell wird es auch, gottseidank aber eher selten. Dann inserieren Betrüger unschlagbar günstige Boote mit der Story, dass diese Boote im Ausland stationiert ist, nun aber die Finanzierung des Vor-Eigners geplatzt sei und daher das Boot so billig abzugeben wäre. Man müsse sich nur vorweg an den Transportkosten beteiligen.“ Das Geld ist natürlich weg – melden wird sie unter den Kontaktdaten niemand mehr.
Daher: Lassen Sie sich Bootspapiere senden, checken Sie den Eigentumsnachweis (bei Gebrauchtbooten) und prüfen Sie genau, ob die Mehrwertsteuer bezahlt wurde. „Was immer eine gute Idee ist, gerade bei großen Beträgen, ist ein Ankaufsguten in Auftrag zu geben. Sie können hier einen Bootsgutachter oder auf Boote spezialisierten Sachverständigen beauftragen, bei einem Vor-Ort-Termin das Boot komplett durchzuchecken.“ so Lars Reisberg. „Zugegeben: Solche Gutachten sind nicht billig, gerade bei Booten im Ausland, schützen aber sehr effektiv gegen Betrug und vor allem gegen den Kauf von Schrott. „Manche Inserenten lassen sich darauf ein, das Gutachten wenigstens zu 50% mit zu bezahlen“, sagt Reisberg: „Am Ende können die das dann nämlich auch für sich im weiteren nutzen, um ihr Angebot zu optimieren und seriöser oder realistischer anzubieten.“
Bei Neubooten braucht man ein Gutachten in der Regel nicht: Da lohnt es sich eher, den Händler gründlich zu checken. Hierzu haben wir schon einige Artikel veröffentlicht (zum Beispiel hier LINK) und auch eine Podcast-Folge (LINK). Nur so viel: Finger weg von „windigen“ Händlern, gerade bei einer neuen Yacht. Auch wenn Sie durch die 2 Jahre Gewährleistung einen gesetzlichen Anspruch auf Service durch den Händler haben, ist das in der Realität sehr schwer, teuer und langwierig durchzusetzen, wenn man einmal einem schwarzen Schaf aufgesessen ist. Vor allem bei Händlern, die nicht dem deutschen Recht unterliegen.
Bootskauf ist und bleibt eine Frage von Beratung und Vertrauen
Am Ende ist es sowohl beim Gebrauchten wie auch bei Neubooten immer das Gleiche: Bootskauf ist und bleibt eine Frage des Vertrauens. „Auch wenn die Tendenz sparen zu wollen sehr verständlich ist – zumal in den jetzigen Hochpreis-Zeiten und der Inflation – sind Yachten nun einmal Luxus-Produkte.“, sagt Lars Reisberg: „Und diese Luxus-Produkte kosten sehr viel Geld. Es sind dann auch eben nicht nur die Boote, sondern auch der Service, die Auslieferung und Übergabe und die Betreuung, die zählen.“ Denn die wahre Reise endet nicht mit dem Kauf, sie beginnt dann erst. „Was nützt am Ende der Super-Billig-Sonder-Tiefstpreis, wenn nichts funktioniert und niemand mehr ans Telefon geht? Wie so oft: Billig gekauft ist doppelt gekauft.“
Schwarze Schafe gibt es leider immer und überall, online wie offline. Nehmen Sie sich Zeit, lassen Sie sich nicht hetzen. Sprechen Sie mit den Verkäufern, recherchieren Sie und – wenn möglich – treffen Sie Verkäufer persönlich und inspizieren Sie die Boote. Vorsicht bei Verkäufern, die nur eine Mobilnummer angeben! Bei Neubooten können Verkaufsplattform tatsächlich das eine oder andere Schnäppchen enthalten: „Händler haben natürlich ein großes Interesse, ihre Lagerboote abzuverkaufen – denn oftmals sind die nächsten schon im Zulauf. Und Lagerboote binden natürlich wertvolles Cash des Händlers.“, verrät Reisberg. „Doch auch hier lohnt es sich, ganz genau hinzuschauen.“
ENJOY YACHTING veröffentlicht an jedem Monats-Anfang aktuelle Promotions, die immer auch – garantiert echte! – Lagerboote und Vorführyachten enthalten. Schauen Sie doch mal rein oder sehr gern auch bei uns in Hannover vorbei. Wir freuen uns über Ihre Anfragen!
Vielen Dank, Carsten Rettig (www.yachtall.com) und Frank Schüttler (www.best-boats24.net), für die Einblicke und wertvollen Tipps!